Vielfalt

Vielfalt ist eine unvermeidbare Tatsache. Und sie ist wertfrei, kein Wert an sich.

Bei über 80 Millionen Deutschen und 8 Milliarden Erdbewohnern (und -innen) wäre es schlicht realitätsfremd, etwas Anderes als Vielfalt zu erwarten. Vielfalt an Kulturen, Religionen, politischen Systemen, Sprachen, Lebensstilen, Interessen, Meinungen.

Vielfalt kann verwirrend sein und einen überfordern. Der Wunsch, Ordnung in dieses Chaos zu bringen, ist manchmal nur allzu verständlich.

Allein, was man im Internet und in den Medien an Berichten, Behauptungen, an Posts und Kommentaren in den sozialen Medien liest, kann einen nach Form und Inhalt geradezu besoffen und orientierungslos machen. Wer wollte das ernsthaft leugnen?

Die Welt ist bei weitem nicht immer so einfach, wie wir sie uns manchmal wünschen würden.

Sie zerfällt in Menschen, die uns nahe scheinen, mit denen wir uns einig sind und verbunden fühlen, mit denen wir uns identifizieren können und solidarisieren und in solche, die uns in gegenseitigem Unverständnis stets fremd bleiben, von denen wir uns unablässig genötigt fühlen, uns zu rechtfertigen, zu erklären und zu verteidigen.

Und es ist gut, dass wir uns in manchen wiederfinden, dass mit ihnen die Chemie stimmt und wir mit ihnen auf einer Wellenlänge sind. Und es kann sehr anstrengend sein, immer wieder auch mit Menschen zu tun haben zu müssen, bei denen das absolut nicht der Fall ist. Manche Menschen muss man in all ihrem Sein regelrecht aushalten und ertragen.

Aber Vielfalt gibt uns auch die Freiheit, die Luft zum Atmen, uns zu ent-falten, uns als die Individuen zu entwickeln, die wir sein wollen. Unterschiedslose Gleichheit ist bestenfalls vordergründig wünschenswert. Spätestens in der Landwirtschaft sind die Nachteile so genannter Monokulturen bekannt.

Ja, und Vielfalt kann auch als belebend und bereichernd wahrgenommen werden.

Ich will und kann das niemandem vorschreiben,