Harmonie


Sich gut verstehen ist ein Synonym für Harmonie.

Sich gut zu verstehen bedeutet auch, sich dem Anderen nicht ständig erklären zu müssen, nicht immer wieder in sein fragendes, befremdetes, belustigtes oder feindseliges Gesicht schauen zu müssen, nicht laufend Kopfschütteln hervorzurufen. Wer sich mit seinem Nächsten gut versteht, braucht sich nicht zu rechtfertigen und muss nicht ständig gegen das Unverständnis des Anderen ankämpfen.

Bei all der Verschiedenheit der Menschen wäre es illusorisch anzunehmen, dass sich jemals alle Menschen gut verstehen könnten. Dass alle Menschen Brüder (und Schwestern) werden, ist ein frommer Wunsch, eine Sehnsucht.

Sich gut zu verstehen, ist ein ausgesprochener Glücksfall, keine Selbstverständlichkeit, ein eher seltenes und daher wertvolles Geschenk. Sein zu können, wie man nun mal ist, ohne sich verstellen zu müssen, ohne fortwährend irgendwelche tatsächlichen oder vermuteten Erwartungen des Gegenübers im Auge behalten zu müssen, ohne Angst, in Ungnade zu fallen, die Zuneigung des anderen zu verlieren, das ist ein kostbares Gut.

Wenn man einen solchen Menschen, mit dem man sich gut verstanden hat, verliert, dann ist der nicht zu ersetzen.

Es gibt Menschen, denen bedeutet Harmonie nichts. Mag sein, dass sie sie in ihrem Leben nicht erfahren und nicht zu schätzen gelernt haben. Für sie riecht Harmonie nach "Friede, Freude, Eierkuchen" oder nach einem faulen Kompromiss. Manche lieben geradezu den Konflikt und den Widerspruch und suchen beides, sehen sich aber auch nicht als Streithanseln oder Querulanten. Der Verdacht liegt nahe, dass so etwas wie Harmonie gar nicht ihr Ziel ist, eher Recht zu haben und es auf Biegen und Brechen durchzusetzen, ist ihnen wichtig. Andere lauthals zurechtzuweisen, an die Seite zu drängen, zu übertönen, das zählt für sie. Sie halten es für erstrebenswert, ein "Wolf" zu sein.

Es ist schwierig, mit einem Wolf gut auszukommen und mit ihm in Harmonie zu leben.