Dienst
Ist jemand, dem der Ton in einem Job des Öffentlichen Dienstes manchmal zu rau oder dem eine gewisse Ironie zu scharf ist, zu empfindsam? Auch der Öffentliche Dienst ist ein Dienst und erfordert ein Dienen und Sich fügen. Bei aller Unzufriedenheit, die ich über die Jahre in meiner Arbeit empfunden habe, bin ich aber dankbar, dass ich nicht in der so genannten "freien Wirtschaft" tätig sein musste. Ich glaube, beispielsweise allein schon auf dem Bau, im Schaustellergewerbe oder in der Küche eines Nobelhotels weht ein ganz anderer Wind.
Ich weiß auch nicht, ob aktuelle Aussagen zum Anspruchsdenken der Generation Z nur ein Klischee darstellen, also Einzelfälle aufbauschen oder aber repräsentativ sind. Das muss mich auch nicht interessieren. Ich gehöre nicht dazu und habe keine Kinder. Jedenfalls beneide ich die junge Generation keineswegs. Noch viel vor sich zu haben, ohne zu wissen, was genau, nur mit Wünschen und Träumen im Kopf, kann ebenso Fluch wie Segen sein, vor allem, wenn hoffnungsfrohe Erwartungen trotz größter Anstrengungen unerfüllt bleiben oder am Ende gar jäh enttäuscht werden.
Aber mal angenommen, die Anspruchshaltung einer bestimmten Generation wäre so wie behauptet. Jahrzehntelang galten als ganz selbstverständlich die Ansprüche der Arbeitswelt, sprich: der Arbeitgeber. Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn das Blatt sich wendet und Empörung oder Jammer die Seiten wechselt. Wer heutigen Auszubildenden nichts bietet, sie nicht regelrecht ködert, muss zusehen, woher er seinen Nachwuchs bekommt. Und Arbeitnehmer sind eben nicht nur dadurch gekennzeichnet, dass sie nehmen, sie geben ja auch etwas und sollen ja auch etwas geben. Und Arbeitgeber sind nicht nur die gütig Gebenden, sondern sie nehmen auch schon mal ganz gerne alles, was sie nur kriegen können. Das Eine wie das Andere mag sich zu unser aller Wohl oder Schaden auswirken. Wer weiß das schon? Keiner muss sich alles gefallen lassen. Und schließlich sind es oft genug gerade karriereorientierte Führungskräfte, die markig und kernig dazu mahnen, man müsse wissen, was man im Leben will. Na also! Aber wenn dann jemand genau weiß, was er oder sie will oder eben nicht will, ist es auch wieder nicht richtig. Mir scheint, es geschieht einigen ganz recht, wenn sich der Wind dreht. Und doch ist auch meine Toleranz begrenzt. Von nichts kommt nichts, und nirgendwo fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund. (Warum eigentlich Tauben? Schmecken die überhaupt? Nennt man sie nicht auch die "Ratten der Lüfte"? Igitt!). Utopische Gehalts- und Urlaubsansprüche zu formulieren, ohne auch nur einen Handschlag getan zu haben, halte auch ich für überzogen. Aber als Gesprächspartner auf Augenhöhe und nicht als Bittsteller wahrgenommen zu werden, der sich gefälligst erstmal unterordnen und beweisen muss, wäre ja auch schon mal was.