"Die und die sind so und so ..."

                                                                                             ... oder eben nicht



Wohl wir alle möchten als Individuen, als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen und unserer persönlichen Vorzüge und Stärken wegen akzeptiert und geschätzt werden. Kaum jemand mag es, mit anderen in einen Topf geworfen, in eine Schublade gesteckt oder über einen Kamm geschoren zu werden. Wohl jeder und jede wehrt sich dagegen, wenn er oder sie Zielscheibe von Pauschal- und Vorurteilen wird.

Andererseits kann die Klassifizierung, Charakterisierung und Zuordnung von Menschen zu bestimmten Gruppen hier und da auch durchaus sinnvoll sein. Aber niemand lässt sich gerne stigmatisieren oder mit einem Etikett versehen.

In diesem Zwiespalt liegt eine Crux. Es ist ein bisschen wie mit bestimmten Sprichwörtern. Wann ist was angebracht und wann nicht? "Viele Hände machen bald ein Ende" oder "Viele Köche verderben den Brei"?

Die Rede von "deutschen Tugenden" bedeutet eben nicht, dass allen Deutschen diese Tugenden auch tatsächlich zu eigen sind. Natürlich gibt es unter ihnen nicht nur Ordentliche, Pünktliche, Disziplinierte, gut Organisierte, Fleißige und Saubere. So typisch sind diese Tugenden nun auch wieder nicht. Und so ist es mit allen Gruppen, deren Mitgliedern pauschal bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden.

Terroranschläge machen fassungslos. Durch den Hass, der aus ihnen spricht, durch die hinterhältige Bösartigkeit, die Brutalität und vor allem durch das unfassbare, sinnlose Leid, das sie unter völlig Unschuldigen anrichten und das oft ein Leben lang bei den Betroffenen nachwirkt.

Das ungerührt und kommentarlos zur Kenntnis zu nehmen ist fast ebenso wenig möglich, wie angemessene Worte dafür zu finden, die anschließend nicht als Heuchelei oder Phrasen abgetan werden könnten. Es bleibt genauso falsch, nichts zu sagen, wie eben doch Bestürzung und Mitgefühl auszudrücken, so hat man den Eindruck.

Und so unbestreitbar die Gemeinsamkeiten der Attentäter auch sind, so fragwürdig ist es, den Gruppen, aus denen sie stammen, pauschal eine Mitverantwortung zu geben, ihnen pauschal zu misstrauen und sie unter Generalverdacht zu stellen. Damit tut man den zahllosen Rechtschaffenen und Friedliebenden unter ihnen Unrecht und fügt auch diesen Unbeteiligten vermeidbares Leid zu.

Ganze Gruppen pauschal zu verdammen, mag einer schwer zu ertragenden Ohnmacht und der Sehnsucht nach schnellen und einfachen Maßnahmen geschuldet sein. Es ist aber zu befürchten, dass diese wenige Richtige und viele Falsche treffen. Das ist eben auch eine tragische Konsequenz aus den Taten Einzelner.

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