Berechenbarkeit mit vielen Fragezeichen


Wenn leicht auszurechnen ist, was jemand als Nächstes tun oder wie jemand reagieren und sich verhalten wird, ist das etwas Gutes oder nicht?, frage ich mich.

Ist Unberechenbarkeit etwas Schlechtes, vielleicht gar grundsätzlich und immer etwas Bedrohliches? Wenn jemand schwer einzuschätzen ist, belastet das nicht das Verhältnis zu ihm oder ihr? Verunsichert uns das nicht?

Oder ist im Gegenteil Berechenbarkeit ein Zeichen von Schwäche und Naivität?

Ich glaube, unter Freunden ist Berechenbarkeit ein Vorzug, eine positive Eigenschaft, ein Ausdruck für Verlässlichkeit, etwas, auf das man bauen kann, etwas, das Vertrauen schafft.

Unter Feinden dagegen ist Berechenbarkeit eine riskante Eigenschaft, ja geradezu ein unverantwortlicher, leichtsinniger Fehler, fahrlässig und dumm, eine Achillesferse, ein Punkt der Verwundbarkeit.

Wenn mich also jemand meiner Berechenbarkeit wegen tadelt und den Kopf darüber schüttelt, meint er es dann gut mit mir, weil er mich im Grunde vor Fehlern schützen will? Und ist dieser jemand dann eher selbst berechenbar oder eben gerade nicht? Kann man ihm oder ihr trauen?

Auf all das weiß ich keine Antworten. Wenn ich meine Widersacher durch Unberechenbarkeit auf Distanz halten kann, so will ich es gerne tun. Wer will schon als naiv gelten? Für meine Freunde will ich berechenbar und verlässlich sein. Sie werden das verstehen und zu schätzen wissen. Alle anderen werden mir vermutlich immer irgendwie fremd bleiben, eben unberechenbar.